Gestaltungsspielraum sucht jede:r von uns, allerdings in unterschiedlichen Ausprägungen. Selbstorganisation übersteigt Gestaltungsspielraum, indem es statt Delegation zu einer echten Machtübertragung kommt. Ersteres kann jederzeit auch entzogen oder situativ angepasst werden, letzteres hingegen ist dauerhaft.
Hierarchische Beziehungen sind nicht per se schlecht und haben aus Mitarbeiter:innen-Sicht auch Vorteile. So können Unstimmigkeiten, Konflikte und unangenehme Entscheidung generell an die Führungskraft delegiert werden. In einem vollständig selbstorganisierten Team müssen die einzelnen Teammitglieder alle, auch die unangenehmen Entscheidungen selbst treffen. Nicht alle wollen das.
Hierarchische Beziehungen sind meist auch klar kommunizierbar und im Zeitablauf konstant, wodurch Sicherheit und Stabilität vermittelt wird. Wenn Mitarbeiter:innen Vorgaben kritisieren, wird damit nicht automatisch das Vorhandensein von Anweisungen adressiert. Es kann genauso gut eine inhaltliche Kritik an der Vorgabe selbst sein, eine Handlungsanweisung jedoch sehr wohl – bewusst oder unbewusst – erwünscht sein.
Jedenfalls gibt es zwischen den beiden Polen Hierarchie und Selbstorganisation eine große Bandbreite an Zusammenarbeitsmodellen. In jedem Fall wollen Mitarbeiter:innen Authentizität. Aus unserer langjährigen Erfahrung in Transformationsprojekten wissen wir, dass Mitarbeiter:innen einen ausgeprägten “Bullshit-Sensor” haben und nichts schlimmer ist, als inkongruente Botschaften zwischen Gesagten und dem durch tägliches Tun Vermittelten.
Handlungstipp: Keine halbherzige Delegation, sondern bei Musterwechseln und Vergrößerung von Handlungsspielraum besonderes Augenmerk auf die stringente Durchführung neu aufgestellter Regeln achten – bspw. im Rahmen regelmäßiger Teamretrospektiven.